Neulich beim Schwimmen passierte etwas Unerwartetes. Ich bekam spontan ein privates Schwimmtraining angeboten – einfach, weil jemand Freude daran hatte, sein Wissen zu teilen. Ich sagte dankbar zu und lernte Techniken, von denen ich bisher keine Ahnung hatte. Und plötzlich war Schwimmen anstrengend.
Mein Körper musste Bewegungen ausführen, die mir ungewohnt waren. Ich musste mich konzentrieren, Muskelgruppen aktivieren, die sonst kaum gefordert waren. Es fühlte sich an, als würde ich etwas ganz Neues lernen – und das war es auch.Je länger ich übte, desto mehr spürte ich: Lernen kostet Energie. Es braucht Konzentration, Geduld – und den Willen, etwas Ungewohntes zu integrieren. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem Frust aufstieg. Schwimmen war früher meine Entspannung. Jetzt war es Arbeit. Ich fragte mich: Warum tue ich mir das an?
Wenn Anstrengung sich nicht vermeiden lässt
Diese Erfahrung hat mich an viele Situationen im Berufsleben erinnert:
Neue Aufgaben, neue Tools, neue Rollen, neue Erwartungen. Alles erfordert Anpassung, Lernbereitschaft – und kostet Energie. Gerade Führungskräfte und Mitarbeitende in dynamischen Arbeitsumfeldern kennen diesen Zustand nur zu gut:
Man ist im Lernen, im Umsetzen, im Funktionieren. Der Kopf ist voll, die Schultern angespannt, das Nervensystem auf Dauerbetrieb.
Das eigentliche Problem ist dabei selten die Tätigkeit selbst – sondern unsere innere Haltung dazu. Wir spannen uns an, weil wir etwas „richtig“ machen wollen. Weil wir funktionieren müssen. Weil Versagen keine Option scheint.
Doch je mehr wir uns innerlich anstrengen, desto mehr Energie verbrauchen wir. Und desto schneller verlieren wir die Leichtigkeit, die uns eigentlich trägt.
Der Moment der Veränderung: Entspannung ins Anstrengende bringen
Im Wasser habe ich irgendwann beschlossen, etwas zu verändern:
Ich wollte bewusst Entspannung hineinbringen – mitten in die Anstrengung. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Weichheit, auf Atmung, auf Gelassenheit im Körper. Und siehe da: Es wurde tatsächlich leichter. Nicht, weil die Technik einfacher geworden wäre – sondern, weil meine innere Haltung sich verändert hatte. Ich begann, den Moment wieder bewusster zu erleben.
Das Wasser zu spüren. Den Atem wahrzunehmen. Mich selbst freundlich zu begleiten, statt innerlich Druck aufzubauen.
Achtsamkeit als Schlüsselkompetenz im Beruf
Genau dieses Prinzip ist auch im beruflichen Kontext zentral:
Nicht jede Herausforderung lässt sich vermeiden. Aber wir können lernen, wie wir ihr begegnen. Achtsamkeit bedeutet nicht, alles entspannt zu nehmen oder Stress „wegzumeditieren“.
Sie bedeutet, mit Bewusstheit und Präsenz im Kontakt zu bleiben – auch dann, wenn es schwierig ist. Es ist die Fähigkeit, innere Anspannung wahrzunehmen, bevor sie uns steuert. Und sie dann durch bewusste Atmung, kleine Pausen oder eine veränderte Haltung zu regulieren.
Neurowissenschaftlich betrachtet hat das sogar messbare Effekte:
Studien zeigen, dass Achtsamkeitspraxis die Aktivität im präfrontalen Cortex stärkt – jenem Gehirnareal, das für Selbstregulation, Entscheidungsfähigkeit und emotionale Stabilität verantwortlich ist. Das bedeutet: Wer regelmäßig Achtsamkeit übt, kann auch in herausfordernden Situationen ruhiger, klarer und lösungsorientierter bleiben.
Zwischen Leistung und Leichtigkeit
Gerade in Arbeitswelten, die von hoher Taktung, Veränderungsdruck und digitaler Dauerverfügbarkeit geprägt sind, entsteht ein Paradox:
Wir wollen leistungsfähig sein – aber verlieren dabei oft den Zugang zu dem, was uns trägt: innere Ruhe, Klarheit und Selbstkontakt. Achtsamkeit hilft, diesen Zugang wiederherzustellen.
Sie lädt dazu ein, bewusst innezuhalten, wahrzunehmen, was ist, und mit einer offenen Haltung zu reagieren – statt automatisch aus Stress oder Anspannung heraus zu handeln. Das ist kein „Soft Skill“, sondern eine essenzielle Führungs- und Lebenskompetenz. Denn wer im Kontakt mit sich ist, führt klarer, kommuniziert bewusster und entscheidet mit mehr Weitsicht.
Eine Einladung
Vielleicht kennst du das auch: Situationen, die anstrengend waren – und die leichter wurden, sobald du deine Haltung verändert hast. Oft ist es gar nicht die Aufgabe selbst, die uns überfordert, sondern der innere Druck, den wir uns machen.
Wenn du lernen möchtest, wie du auch in fordernden Momenten bewusster mit dir umgehen kannst, begleite ich dich gerne in meinen MBSR-Trainings oder Coachings für Führungskräfte und Mitarbeitende.
Dort geht es genau darum:
Entspannung in das Anstrengende zu bringen – und innere Leichtigkeit als Ressource für Klarheit, Präsenz und Gesundheit zu entdecken.
