Selbst­für­sorge im Alltag – im Privat­leben und im Arbeitsalltag

Einfüh­rung

Selbst­für­sorge – ein Begriff, der immer häufiger in Gesund­heits­de­batten, Führungs­kräf­te­trai­nings und sozialen Medien auftaucht. Und dennoch bleibt oft unklar, was sich wirk­lich dahinter verbirgt. Ist Selbst­für­sorge ein neues Mode­wort oder viel­leicht doch was anderes? Wie lässt sich Selbst­für­sorge konkret umsetzen, beson­ders im hekti­schen Alltag von Eltern, Berufs­tä­tigen, Führungs­kräften und Organisationen?

Diese Einfüh­rung soll nicht nur über das Konzept infor­mieren, sondern einladen, sich auf das Thema einzu­lassen – sei es für sich persön­lich oder im Rahmen Ihrer Organisation 

Warum ist Selbst­für­sorge wichtig?

In einer Welt, die von Tempo, Leis­tung und Erreich­bar­keit geprägt ist, wird Selbst­für­sorge schnell als nach­rangig betrachtet. Häufig gilt: Erst die Arbeit, dann – viel­leicht – die eigenen Bedürf­nisse. Doch dieses Muster hat seinen Preis. Wer dauer­haft über die eigenen Grenzen hinweg agiert, gefährdet seine Gesund­heit, seine Leis­tungs­fä­hig­keit und seine Lebensfreude.

Viele Menschen erleben Selbst­für­sorge als etwas, das „nicht rein­passt“. Zu viel zu tun, zu viele andere, die etwas brau­chen. Die Angst, egois­tisch zu wirken oder nicht stark genug zu sein. In Unter­nehmen herrscht zudem häufig ein unaus­ge­spro­chener Erwar­tungs­druck: Mitar­bei­tende sollen jeder­zeit ansprechbar sein, effi­zient arbeiten und möglichst wenig ausfallen.

Doch das ist ein Trug­schluss. Chro­ni­sche Selbst­über­for­de­rung führt unwei­ger­lich zu Erschöp­fung, Demo­ti­va­tion und mitunter zu ernst­haften Erkran­kungen. Burnout ist längst kein Rand­phä­nomen mehr – sondern ein Warn­si­gnal einer über­drehten Arbeitskultur.

Auf der anderen Seite zeigt die Forschung: Wer regel­mäßig für sich sorgt, bleibt gesünder, resi­li­enter und leis­tungs­fä­higer. Selbst­für­sorge fördert die Belast­bar­keit und stärkt sowohl das Selbst­ver­trauen als auch das Selbstbewusstsein.

Selbst­für­sorge wirkt – auf vielen Ebenen:

Im Unter­nehmen:

  • mehr Enga­ge­ment und Verantwortung
  • weniger Kran­ken­tage und gerin­gere Fluktuation
  • höhere Produk­ti­vität und Innovationskraft

Im Privat­leben:

  • mehr innere Ruhe und Klarheit
  • gesunde Grenzen in Beziehungen
  • körper­liche Stabi­lität und psychi­sche Ausgeglichenheit

Selbst­für­sorge ist damit nicht nur ein persön­li­ches Thema – sie ist ein stra­te­gi­sches Element moderner Leis­tungs- und Unter­neh­mens­kultur.

Was versteht man unter Selbst­für­sorge bzw. Self Care?

Selbst­für­sorge – oder Self Care – ist kein kurz­fris­tiger Trend, sondern ein grund­le­gendes mensch­li­ches Bedürfnis. Sie beschreibt die Fähig­keit, die eigenen Bedürf­nisse zu erkennen, ernst zu nehmen und entspre­chend zu handeln. Das schließt körper­liche Gesund­heit ebenso ein wie emotio­nale Balance, mentale Klar­heit und soziale Verbundenheit.

Selbst­für­sorge beginnt mit: Ich bin wichtig.

Selbst­für­sorge beginnt mit einem inneren Perspek­tiv­wechsel: „Ich bin es wert, gut für mich zu sorgen.“ Das klingt einfach, ist aber für viele Menschen unge­wohnt. Gerade wer Verant­wor­tung für andere trägt – sei es in Fami­lien, Teams oder Orga­ni­sa­tionen – stellt sich selbst oft ganz hinten an.

Sie umfasst:

  • Körper­liche Bedürf­nisse: ausrei­chend Schlaf, stär­kende Ernäh­rung, regel­mä­ßige Bewe­gung, Erholung
  • Emotio­nale Gesund­heit: Gefühle wahr­nehmen und ausdrü­cken, emotio­nale Selbstregulation
  • Mentale Selbst­füh­rung: Gedanken reflek­tieren, Grenzen setzen, Fokus halten
  • Soziale Balance: gesunde Bezie­hungen pflegen, Unter­stüt­zung annehmen
  • Sinn und Werte: sich verbunden fühlen mit dem, was trägt und Orien­tie­rung gibt

Selbst­für­sorge ist indi­vi­duell – und sie verän­dert sich je nach Lebens­phase und Situa­tion. Sie kann immer wieder neu erforscht und wahr­ge­nommen werden. Für die eine bedeutet sie, endlich wieder Raum für Ruhe zu schaffen. Für den anderen, sich ein klares Nein zu erlauben. Für Teams oder Orga­ni­sa­tionen: Räume zu schaffen, in denen Gestal­tung und Wert­schät­zung erlaubt ist.

Was sind die Folgen von zu wenig Selbstfürsorge?

Mangel­hafte Selbst­für­sorge wirkt sich auf vielen Ebenen aus – subtil und schlei­chend, aber tiefgreifend:

1. Der Körper meldet sich – früher oder später

Der Körper ist ehrlich. Wenn er dauer­haft über­gangen wird, sendet er Signale: Müdig­keit, Schlaf­stö­rungen, Verspan­nungen, Kopf­schmerzen, Verdau­ungs­pro­bleme oder ein geschwächtes Immun­system. Wer auf Dauer seine Bedürf­nisse igno­riert – sei es Ruhe, Bewe­gung, Pausen oder gesunde Ernäh­rung – landet oft bei Erkran­kungen: von Herz-Kreis­lauf-Problemen, Infekt­an­fäl­lig­keit über chro­ni­sche Schmerzen bis hin zu Burnout oder Depression.

Für Unter­nehmen bedeutet das: stei­gende Kran­ken­stände, innere Kündi­gung und lang­fris­tige Ausfälle, die teuer werden – finan­ziell und mit vielen weiteren Folgekosten.

2. Mentale Folgen: Konzen­tra­tion und Leis­tung sinken

Wenn unser Gehirn nicht mehr gut versorgt wird und wir mental im Ungleich­ge­wicht sind, ist auch die Leis­tung beein­träch­tigt, d.h. Krea­ti­vität, Konzen­tra­tion und Produk­ti­vität sind vermindert. 

3. Die Bezie­hung zu sich selbst leidet – und zu anderen

Ein oft über­se­hener Aspekt: Wer sich selbst dauer­haft über­geht, verliert die Verbin­dung zu den eigenen inneren Quellen – zu Freude, Sinn, Selbst­ver­trauen, innere Kraft, auch Grenzen und Bedürf­nisse. Die Folge ist ein zuneh­mendes Gefühl von Entfrem­dung. Viele beschreiben das als „Leere“, „funk­tio­nieren im Auto­pilot“ oder „nicht mehr ich selbst sein“.

Gleich­zeitig leidet auch das Mitein­ander: Wer erschöpft ist, zieht sich zurück oder wird gereizt. Vertrauen, Offen­heit und echte Koope­ra­tion gehen verloren – in Bezie­hungen, in Teams, in ganzen Organisationseinheiten.

4. Unter­neh­mens­kultur kippt ins Unge­sunde – oft schlei­chend und unbemerkt

Fehlende Selbst­für­sorge ist nicht nur ein indi­vi­du­elles Thema. Sie ist ein syste­mi­sches Signal. Wenn Menschen ständig über ihre Grenzen gehen, liegt das nicht nur an persön­li­chem Verhalten – sondern oft an der Kultur, den Struk­turen und Vorbil­dern.

Lang­fristig führt das zu Reibungs­ver­lusten in Teams, redu­ziertem Enga­ge­ment, höherer Fluk­tua­tion und Vertrau­ens­ver­lust.

Woran erkenne ich, dass ich zu wenig auf mich achte?

Viele Menschen merken erst sehr spät, dass sie sich selbst über­gehen. Nicht aus Gleich­gül­tig­keit. Sondern, weil der Alltag lauter ist als die innere Stimme. Hier ist eine Auflis­tung an Warn­zei­chen, wenn Sie oder andere zu wenig auf sich selbst achten:
  • Sie funk­tio­nieren, aber fühlen sich inner­lich leer
  • Urlaube oder freie Tage sind durch­ge­plant, aber nicht erholsam
  • Sie spüren Ihren Körper kaum noch – oder nur, wenn er schmerzt
  • Sie sind häufig oder chro­nisch krank
  • Nächt­li­ches Grübeln oder morgend­liche Unruhe
  • Sie sagen oft „Ja“, obwohl Sie „Nein“ meinen

In Unter­nehmen zeigen sich folgende Symptome:

  • Zuneh­mende Krankmeldungen
  • Höhere Fehler­quote, Konzentrationsmängel
  • Konflikte, Reibung, Verlust von Teamspirit
  • Geringe Betei­li­gung an frei­wil­ligen Ange­boten (z. B. Gesundheitsprogrammen)
  • Führungs­kräfte, die sich selbst über­lasten, weil sie keine Alter­na­tiven sehen

Selbst­für­sorge lernen: Wie erkenne ich, was wirk­lich gut für mich ist?

Es gibt keine feste Anlei­tung für Selbst­für­sorge, sondern es ist ein indi­vi­du­eller Weg der Selbst­be­geg­nung. Er beginnt mit Inne­halten und ehrli­cher Selbstreflexion.

Vier zentrale Fragen:

  1. Was gibt mir Energie – und was raubt sie mir?
  2. Welche Bedürf­nisse stehen hinter meinem Verhalten?
  3. Was braucht mein Körper, mein Herz, mein Kopf – jetzt gerade?
  4. Wie habe ich heute konkret gut für mich gesorgt?

Diese Fragen helfen dabei, die innere Land­karte der eigenen Bedürf­nisse (wieder) zu entdecken.

Für Unter­nehmen: Selbst­für­sorge als Kultur­kom­pe­tenz fördern

In Orga­ni­sa­tionen wird oft gefragt: 
“Was können wir tun, um das Enga­ge­ment unserer Mitar­bei­tenden zu fördern?”

Die Antwort lautet: Den Raum schaffen, in dem Selbst­füh­rung und Selbst­ver­ant­wor­tung wachsen können.

Konkrete Möglich­keiten:

  • Trai­nings und Formate, in denen Mitar­bei­tende sich selbst reflek­tieren und Selbst­für­sorge lernen können
  • Pausen­kultur, die nicht als Schwäche, sondern als Stärke gelten
  • Eine Kultur, in der Grenzen und ein echtes „Nein“ erlaubt sind
  • Führungs­kräfte-Coachings, die Selbst­für­sorge und Selbst­füh­rung nicht nur vermit­teln, sondern vorleben

Warum ist Selbst­für­sorge kein Egoismus?

Selbst­für­sorge bedeutet nicht Rückzug aus der Verant­wor­tung, sondern ein klares Bekenntnis zur eigenen inneren Stabi­lität. Wer achtsam für sich selbst da ist, kann daraus resul­tie­rend mit innerer Kraft, Klar­heit und Empa­thie agieren und für andere da sein. In diesem Sinne ist Selbst­für­sorge die Basis gelin­gender Selbst­füh­rung, nach­hal­tiger, emotional intel­li­genter Führung und gesunder Organisationen.

Selbst­für­sorge beginnt bei sich selbst. Wenn Unter­nehmen Menschen befä­higen, sich selbst besser zu führen, stärken sie damit auch Resi­lienz, Verant­wor­tung und Enga­ge­ment in der kompletten Organisation.

3 Tipps für Selbst­für­sorge im Alltag

Auch wenn jeder am besten für sich spüren kann, was er oder sie braucht, gibt es grund­sätz­liche Empfeh­lungen, die für alle gelten. Dazu gehören: 

1. Gesund­erhal­tende Ernährung

Die Nahrung, die wir uns zufügen, ist die Energie, die wir unserem Körper zur Verfü­gung stellen. Und dabei kommt es nicht auf Anzahl von kcal an, sondern auf die Nähr­stoffe, die Stoffe, die unseren Körper, Gehirn und Herz mit allem versorgen, was sie brauchen.

In unserem geschäf­tigen Alltag geht dieser ursprüng­liche Sinn oft verloren, oft soll Essen einfach nur schnell, zwischen­durch und unkom­pli­ziert satt machen. Aber ist das wirk­lich nährend? Sind das auch wirk­lich noch Lebens­mittel, also leben­dige Nahrung mit all den Vital­stoffen? Kann mit diesem Essen Ihr Gehirn, Ihr Körper dauer­haft Leis­tungen erbringen?

Frage zur Refle­xion: Mit welchen Stoffen hast du dich heute versorgt?

2. Ausrei­chend Schlaf

Der Schlaf ist ein weiteres essen­ti­elles Element. Schlaf sorgt für die Erho­lung und Repa­ratur von Muskeln, Zellen und Organe. Es finden Reini­gungs­pro­zesse statt und mental wird all das verar­beitet, was wir tags­über erlebt haben. Schlaf ist sehr indi­vi­duell und verän­dert sich auch, aber jeder hat einen gewissen Schlaf­be­darf und einen Schlaf­zy­klus. Und nur mit ausrei­chend Rege­ne­ra­tion sind wir wieder leis­tungs­fähig. Seitdem es Strom und Wach­ma­cher wie Kaffee & Co gibt, können wir uns wach halten und verpassen oft den Moment, in dem wir schläfrig werden oder halten unseren indi­vi­du­ellen Schlaf­rhythmus nicht ein. Was dazu führt, dass man am nächsten oder über­nächsten Tag müde und weniger leis­tungs­fähig ist.

Frage zur Refle­xion: Wissen Sie, wann Ihre besten Schla­fens­zeiten sind? 

Und merken Sie, wann Sie schläfrig werden und gönnen sich dann auch die Erholung?

3. Regel­mä­ßige Bewegung

Unsere Spezies hat sich immer viel bewegt und sich evolu­tionär betrachtet erst vor kurzem sess­haft gemacht. Unser Körper ist jedoch gleich geblieben. Von daher brau­chen wir nach wie vor Bewe­gung. Bewe­gung versorgt uns u.a. mit Sauer­stoff, regt das Immun­system an und wirkt auch mental ausglei­chend. Und dazu braucht es nicht den Leis­tungs­sport, sondern Sport in Maßen und dafür regel­mäßig wirkt gesunderhaltend.

Frage zur Refle­xion: Welche Form der Bewe­gung haben Sie heute Körper und Geist gegönnt?

Und wie fühlt sich der Körper in Bewe­gung und nach der Bewe­gung an?

3 Tipps für Self Care in Unternehmen

Für Perso­nal­ent­wick­le­rInnen, Führungs­kräfte und Gesund­heits­ma­na­ge­rInnen ist Self Care ein zentrales Thema der Zukunft. Es geht nicht nur darum, Mitar­bei­tende gesund zu halten, sondern eine Kultur zu gestalten, in der:
  • Pausen nicht nur erlaubt, sondern geschätzt und bewußt geplant werden.
  • Führungs­kräfte vorleben, was gesunder Umgang mit Grenzen heißt und eine Kultur von Grenzen akzep­tiert und respek­tiert wird.
  • zu Mono­tas­king statt Multi­tas­king ermu­tigt wird. Fördern Sie fokus­siertes Arbeiten. Wer sich auf eine Aufgabe konzen­triert, arbeitet effek­tiver und mit mehr Zufriedenheit.

Selbst­für­sorge ist damit ein stra­te­gi­scher Faktor moderner Führung und gesunder Organisationskultur

Fazit: Selbst­für­sorge ist eine Schlüsselkompetenz

Selbst­für­sorge ist keine private Neben­sache, sondern eine tragende Ressource für Gesund­heit, Produk­ti­vität und Enga­ge­ment. Sie zu veran­kern – im eigenen Alltag ebenso wie in der Unter­neh­mens­kultur – ist ein Ausdruck von Verant­wor­tung. Die Folgen mangelnder Selbst­für­sorge sind real, konkret und teuer – nicht nur finan­ziell, sondern auch körper­lich, emotional, mental und zwischenmenschlich.

Selbst­für­sorge ist deshalb eine zentrale Zukunfts­kom­pe­tenz – für Menschen, Teams und Organisationen.

Wenn Sie Selbst­für­sorge stärken möchten: Ich unter­stütze Sie gerne – indi­vi­duell, im Team oder mit unter­neh­mens­weiten Impulsen.

Erfahrungen & Bewertungen zu Julie Shimizu